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„Ave Maria“ macht atemlos

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Glänzende musikalische Leistung von Cappella Nova, Chor der Marienkirche und Musicamerata

Von Christine Bausch

Dies war kein Musikereignis „von der Stange“. Beim traditionellen Adventskonzert in der Unterkochener Wallfahrtskirche gelang es Leiter Ralph Häcker mit seinen Ensembles Cappella Nova, Chor der Marienkirche Aalen und Musicamerata bravourös, einem nicht überzeugenden Werk großen Glanz zu verleihen.

Es gibt sie, die zu unrecht vergessenen Kompositionen. Trouvaillen, die Ralph Häcker seit Jahren in der Adventszeit mit und durch seine Ensembles zu wundervollem Konzertgenuss erblühen lässt. Doch nicht allen Werken ist Unrecht getan, wenn ihnen der Sprung zu weit reichender Popularität nicht gelingt. Um so größer ist die musikalische Leistung von Chor und Orchester zu bewerten, die in der Wallfahrtskirche Unterkochen die Sinfonischen Liedkantaten von Georg Dücker unter der hervorragenden Leitung von Ralph Häcker zu einem eindrücklichen Erlebnis erheben.

Inhaltliches Zentrum des Werks ist die Herbergssuche, um die sich so wunderbare Melodien wie „Inmitten der Nacht“, „Kommet, ihr Hirten“, „Adeste fidelis“ oder „Maria durch ein Dornwald ging“ ranken. Zwei Teile („Advent“ und „Weihnachten“) verbinden 17 bekannte Weisen miteinander, fordern zum Chor ein großes Orchester mit Orgel. Instrumentiert in Annäherung an Klänge der Spätromantik, vermisst man jedoch die handwerklich überzeugende Linie der zeitgenössischen Komposition. Dynamische Bewegungen ergeben sich zumeist aus variablen Chorbesetzungen, wobei alle beteiligten Sänger nicht selten gemeinsam dieselbe Melodie singen. Hier ist von den Choristen absolute gesangliche Akkuratesse gefordert, was dem großen Klangkörper aus Cappella Nova und Chor der Marienkirche Aalen mühelos und in bester Artikulation gelingt.

Auch die Instrumentalisten der Musicamerata agieren auf gewohnt hohem Niveau. Makellos sind die Soli der Holzbläser, beeindruckend die rasante Toccata für Orgel, lediglich die Trompeten erwischen nicht ihren besten Tag. So wird „Macht hoch die Tür“ zum klanggewaltigen Finale des Adventsteils, bevor mit „No room in the inn“(kein Zimmer in der Herberge) volkstümlich der Weihnachtsteil beginnt. Als die Chorstimmen kurzzeitig auseinanderdriften, beweist Dirigent Ralph Häcker seine große Souveränität mit engster Bindung zum Klangkörper.

Schlichtweg atemlos machen die a cappella gesungenen siebenstimmigen „Ave Maria“ von Anton Bruckner und Franz Biebl. Eingearbeitet in das Hauptwerk, formt sie die Cappella Nova zu reinstem Wohlklang, der sich bis in den hintersten Winkel der voll besetzten Kirche entfaltet. Glockenreine Frauenstimmen, höchste Flexibilität und kultiviertester Umgang mit Aussprache und Klangbewegung krönen so eine herausragende Leistung aller Beteiligten, für welche sich das Publikum nach einem strahlenden „O du fröhliche“ mit stehenden Ovationen bedankt.

Schwäbische Post / Gmünder Tagespost 15.12.2015