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Ein Stück Weihnachten

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Drei Jubiläen, zwei Chöre beim glanzvollen Adventskonzert in der Wallfahrtskirche Unterkochen

Von Christine Bausch

Zu seinem Jubiläumskonzert beschenkt Dirigent Ralph Häcker ein begeistertes Publikum in der Wallfahrtskirche Unterkochen mit exzellent dargebotener Chormusik. Cappella Nova und der Chor der Marienkirche Aalen bescheren bereits am dritten Adventssonntag gemeinsam mit den Instrumentalisten der Musicamerata ein Stück Weihnachten.

An der Tür der Wallfahrtskirche Unterkochen hängt ein Schild: „leider ausverkauft“. In der Kirche herrscht drangvolle Enge im Schiff und auf beiden Emporen, verspricht dieses Konzert doch Besonderes. Erstmals in Aalen erklingt die Christvesper von Rudolf Mauersberger und auch für Dirigent Ralph Häcker soll es ein außergewöhnlicher Abend werden. Mit herzlichen Worten überreicht ihm Dekan Dr. Pius Angstenberger die Ernennungsurkunde zum „Chordirektor DCV“, ausgestellt von Bischof Dr. Gebhard Fürst. Diese Auszeichnung für verdiente Kirchenmusiker erhält Häcker aus Anlass seiner Chorleiterjubiläen. Häcker, im Hauptberuf Leiter des Gmünder Kulturbüros, leitet seit 1988 den Chor der Marienkirche Aalen und seit 1993 die Cappella Nova Unterkochen. Gleichfalls seit 25 Jahren spielt das Ensemble Musicamerata unter seinem Dirigat und legt an diesem Abend den instrumentalen Grundstein für ein beeindruckendes Konzerterlebnis.
Den musikalischen Auftakt macht Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy. Ihm gelingt mit der Vertonung des „Ave maria“ op.23 Nr.2 eine strahlend schöne, romantische Klangschöpfung. Andächtige Schlichtheit in den Außenabschnitten, schwebend der Mittelteil, die hervorragend artikulierenden Sänger der „Cappella Nova“ gestalten mit dynamischen Tonfarben, lassen der kultivierten Solostimme von Andreas Weller Platz für warme tenorale Leuchtkraft.
Zum Hauptwerk des Abends vergrößert der Chor der Marienkirche Aalen die Zahl der Choristen auf rund 100. Auch die sensibel agierende Musicamerata spielt nun in großer Besetzung. Mit martialischer Wucht schleudern die Musiker die Worte „Bereitet dem Herrn den Weg“ in die Weite des Kirchenraums. Es ist der Introitus der Christvesper von Rudolf Mauersberger (1889-1971), nach Worten der Bibel und des Gesangbuchs. Alljährlich an Heiligabend erklingt das Werk in der Dresdner Kreuzkirche. In der Wallfahrtskirche Unterkochen entfaltet sich bereits am dritten Advent die ganze Klangpracht. Das sehr straffe Tempo, welches Dirigent Ralph Häcker von den Musikern einfordert, lässt keine Zuckerguss-Sentimentalität aufkommen. Das dreiteilige Werk besteht aus einer vielfältigen Aneinanderreihung von Weihnachtsliedern und Choralbearbeitungen, Rezitativen und Chorälen für unterschiedliche Vokal- und Instrumentalbesetzungen. Mit viel Gefühl für die Klangwirkung erfreuen doppelchörige Macht oder singuläre Chorstimmen, kräftige Bläservorspiele oder die zarten Glocken der Celesta.
An die Ohren der Zuhörer dringen die bekannten Töne von „Macht hoch die Tür“, „Kommet ihr Hirten“ oder „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, durchzogen von unerwarteten Klangfärbungen, die jedoch nie die Tonalität verlassen. Lautmalerisch erscheinen oft die „Turmgesänge der Kruzianer“, wie hallende Schritte wirkt das rhythmisch prägnante Staccato der Blechbläser zu „Das Volk , so im Finstern wandelt“, während „Geborn ist uns Emanuel“ ansteckende Freude vermittelt. Ist auch die Balance des Chores leicht in Richtung der tiefen Stimmen Alt und Bass verschoben, so wird doch bis zur letzten Note wohlklingende Musikalität in bester Ausführung geboten.
Füllender Raumklang beim „Quempas“ durch in der Kirche verteilte Stimmen, zwei tadellose Solistinnen (Katharina Ott, Maria Eßeling) aus den Reihen des Chores, farbenkräftige Instrumentalklänge und ein kräftig mitsingendes Publikum verschmelzen zum Gesamtkunstwerk. „Stille Nacht“ und „O du fröhliche“ beschließen stimmungsvoll ein Adventskonzert, wie es weihnachtlicher nicht sein kann.